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Vor 90 Jahren öffnete das Deutsche Museum auf der Museumsinsel seine Pforten. Das Foto zeigt den Wagen der Maschinenbauer beim Festzug zur Eröffnung des Deutschen Museums, 1925.
Von Wilhelm Füßl In der zeitgenössischen Presse wurde das Ereignis ausgiebig beschrieben und mit wohlwollenden Kommentaren versehen: „München im Festschmuck“, „Das größte und schönste technische Museum der Welt“, „Das Deutsche Museum. Eine Kulturtat“. Die euphorische Berichterstattung bezog sich auf die Eröffnung des Museumsneubaus auf der ehemaligen Kohleninsel. Nach fast 20 Jahren war das Ausstellungsgebäude endlich fertig. ###MORE### Begonnen hatte alles 1903. Im Juni dieses Jahres wurde das „Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“ von Oskar von Miller, einem Münchner Ingenieur und Pionier der Elektrotechnik, gegründet. Schon drei Jahre später konnten die ersten Ausstellungen im Alten Nationalmuseum eröffnet werden. Zeitgleich wurde von Kaiser Wilhelm II. der Grundstein für ein eigenes Museumsgebäude auf der Insel gelegt. Die Bauarbeiten begannen 1908. Ein großes Problem stellte die Insellage dar. Man behalf sich, indem man das ganze Gebäude mit einer sogenannten Pfahlfundierung absicherte. Wer weiß heute schon, dass das Museum auf über 1500 Betonpfählen steht, die sechs bis sieben Meter in den Inselboden getrieben wurden. Jeder von ihnen kann bis zu 40 Tonnen tragen! Obwohl schon 1911 Richtfest gefeiert wurde, verzögerten der Erste Weltkrieg, die anschließende Inflation und der Verlust alle Rücklagen den Abschluss des Baus. Am 7. Mai 1925 war es dann soweit. Miller, ein geschickter und gefürchteter „Fundraiser“, hatte die Feierlichkeiten genau auf seinen Geburtstag gelegt, in der Hoffnung, dass die eingeladenen Gäste aus Politik, Wissenschaft und Industrie auch wussten, dass man dem 70jährigen Gastgeber für „sein“ Museum auch ordentlich Geschenke in bar oder als Objektstiftungen mitbringen musste.
![Andrang bei der Eröffnung des Deutschen Museums.]()
Andrang bei der Eröffnung des Deutschen Museums.
![Blick auf die Museumsinsel, 1925.]()
Blick auf die Museumsinsel 1925. Das Fest zur Eröffnung des Museums dauerte drei Tage. Höhepunkt war ein langer Festzug aus 59 Abteilungen durch die Stadt. Vertreten waren alle Berufsgruppen und Gewerbe. Die Maschinenbauer zeigten stolz ihr neues Produkt, ein Flugzeug, die Münchner Bäcker demonstrierten überdimensionale Semmeln und vom Wagen der Elektrizität sprühten die Blitze. Damit der Zug auch genügend gewürdigt wurde, hatte Miller durchgesetzt, dass Schulen und Behörden frei bekamen. Den Abschluss der Zug bildete Fahnenabordnungen, wobei im Programm ausdrücklich festgehalten war, dass nur Vereine „unpolitischer Richtung“ mitmarschieren durften. Am 7. Mai 1925 um 10.00 Uhr fand in Mittelhalle des Museum die feierliche Eröffnung statt. Gekommen war Prominenz aus Deutschland und dem Ausland: Reichskanzler Luther, der bayerische Ministerpräsident Held, Kardinal Faulhaber, Sven Hedin, die Industriellen Hugo Junkers, Carl Duisberg und Krupp von Bohlen und Halbach, der Nobelpreisträger für Physik Wilhelm Wien. Der Schriftsteller Gerhard Hauptmann dichtete eigens zur Eröffnung einen „Festaktus“. Beim Festmahl kamen dann Hühnersuppe, Blätterteigpastete getrüffelt, Ochsenlende mit jungem Gemüse auf den Tisch, dazu gab es verschiedene Weine und „Auer Kraftbier“.
![Feierliche Eröffnung.]()
Feierliche Eröffnung
![Festzug durch die Stadt.]()
Festzug durch die Stadt
![Plakat des Deutschen Museums, entworfen von Ludwig Hohlwein, 1925]()
Plakat des Deutschen Museums, entworfen von Ludwig Hohlwein, 1925 Anders als die Vorbilder des „Science Museums“ in London und des „Conservatoire des Arts et Métiers“ in Paris verfolgte das Deutsche Museum ein breites Museumskonzept. Es sah neben den Ausstellungen auch eine Bibliothek und ein Spezialarchiv zu Naturwissenschaft und Technik vor; es wollte von Beginn an historische Forschung betreiben und ein ausgeprägtes Vortragswesen installieren. Das Museumsgebäude war noch nicht vollständig ausgestattet, als Miller sein neues Projekt – Bibliotheksgebäude mit Kongress-Saal – in Angriff nahm. Ab 1925 – das lässt sich heute eindeutig feststellen – wurde das Deutsche Museum weltweit zum Vorbild neuer Museumsgründungen. Sein einzigartiges Konzept, historische wie aktuelle Objekte auszustellen und sein pädagogisches Konzept, die Museumsbesucher mit Knopfdruckexperimenten einzubeziehen, wurde in der Folgezeit vielfach kopiert. Heute ist das Museumsgebäude in die Jahre gekommen. Derzeit läuft mit der Zukunftsinitiative eine großflächige Sanierung und Umgestaltung, so dass zum 100jährigen Bestehen des Hauses im Jahr 2025 alles neu glänzen wird.
Dr. Wilhelm Füßl ist Historiker und leitet seit 1992 das Archiv des Deutschen Museums . Sein Forschungsinteresse gilt der Geschichte technischer Sammlungen und den Wechselwirkungen von Biografie und Technikgeschichte. Er publizierte 2005 die Biografie „Oskar von Miller 1855–1934“ und ist u a. Herausgeber bzw. Mitherausgeber der Bücher "Konstruierte Wirklichkeit. Philipp Lenard 1862-1947. Biografie - Physik - Ideologie" (2012), 100 Jahre Konrad Zuse – Einblicke in den Nachlass" (2010), „Geschichte des Deutschen Museums. Akteure, Artefakte, Ausstellungen“ (2003) und „Biographie und Technikgeschichte“ (1998). Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum : Besuchen Sie zum Museumsjubiläum die Ausstellung " Geschichte des Deutschen Museums ". Dort sehen Sie einen nachgebildeten Pfahl, auf denen das Museum steht, entdecken Sie, was die magischen Gläser verbergen und hören Sie Oskar von Miller bei seiner Einwerbeaktionen zu.